Offener Brief an den Teufel

von 2b am 12. März 2008

Diesen Beitrag widme ich Michael, der sich so gewünscht hat, dass ich mich zur grotesken Posse äussere, die uns ein paar tausend neue Teufelsaustreiber bescheren wird.

Voilà !

Lieber Teufel
Dein Los ist hart.
Eben noch konntest du damit rechnen, unbemerkt, ganz langsam gleichsam durch die Hintertür aus dieser überdrüssigen christlichen Welt zu verschwinden.

Aber du hast nicht mit der Bush-Sekte gerechnet. Diese Ewiggestrigen mit ihrer panischen Angst vor allem Lebendigen, halten dich zurück und wollen mit dir echt böse Spiele treiben. Sie kennen für ihre Angst keine bessere Handhabung, als an dich zu glauben und dir das vermeintlich Böse in die Schuhe – pardon: in die Hufe zu schieben.

Lieber Teufel, du hast wahrlich ein besseres Los verdient.
Ich habe dich doch vor gut einem Jahr – wie es sich gehört: in vorweinnachtlicher Zeit – ein paar Mal besucht. Einmal kam ich mit Marilyn Manson, weisst du noch? Unsere Begegnungen waren fast schon intim; auf jeden Fall entzückend.

Ja, wer weiss das noch, dass du in Wahrheit das Lebendige in all seinen Facetten verkörperst? Aber das hätte keine Rolle mehr gespielt, wäre nicht diese Bush-Sekte gekommen, die sich schneller über den ehemals christlichen Teil der Welt ausbreitete, als sich die Islamisten das für sich erträumen können. Angesichts dieser paar Millionen Islamisten, die soeben in etwa in unsere frühe Neuzeit eingetreten sind, liessen sich ein paar Millionen wehrhafte Urchristen nicht lumpen und marschierten die paar hundert Jährchen zurück, bis sie auf die Islamisten stiessen und denen von historischem zu aktuellem Angesicht Paroli bieten konnten.

Nun ist es soweit: Die ungläubigen Teufelsaustreiber gegen die Fundamentalterroristen.
Und welcher tumbe Tor hat vor etwa einem Jahr geschrieben, Sigmund Freud hätte die Aufklärung beendet? Ein schlechter Witz. Wenn ich mich nur schon ein bisschen umschaue, wird klar, dass die wohl nie beendet sein wird. Freud hat zusammen mit ein paar Kumpels wie Marx der Romantik mit ihren grässlichen Pseudogefühlen (endlich!) den Todesstoss versetzt und die Aufklärung wieder ins Spiel gebracht. So war Freud denn bloss eine erfrischende Episode auf den verschlungenen Pfaden der Aufklärung.
Eine solche Episode könnten wir allerdings gerade heute wieder gebrauchen, und mit ein bisschen Aufklärung der längst überfälligen Gottesverehrung mit ihren grässlichen Pseudoidealen (endlich!) den blauen Brief schicken.

Stattdessen – und wie zum Hohn – wirst du, lieber Teufel, wieder in den Dienst genommen. Musst hinstehen für all die Menschen, die sich so jämmerlich unwert fühlen, dass sie sich kein Yota Lebendigkeit gönnen mögen.
Habe bitte Verständnis, lieber Teufel, dass diese Menschen sich selber nur ertragen, wenn sie alles Lebendige, das sie sich konsequent verbieten, als böse bezeichnen.

Aber du musst dafür den Kopf herhalten. Du hast mein Mitgefühl. Weiss ich doch, wie nett du in Wirklichkeit bist. Trage also dieses Kreuz in Demut oder auch nicht. Wenn ich mal dran denke, werde ich vor einer Kerze deines harten Loses gedenken. Vielleicht komme ich dich auch wieder mal besuchen. Zum Beispiel, wenn Marilyn eine Konzertpause hat.

Inzwischen kümmern wir hier auf Gottes freier Erde uns um die Menschen, die den Mut haben, ihrem harten Los abzuschwören, ihren akut lebensfeindlichen Eltern untreu zu werden – ganz besonders deren haasträubenden Mindkonzepten – und sich dem Leben zuzuwenden.

Tschau Teufel

2 Kommentare »

  1. Gestern kam Mauro nach Hause und sagte zu meiner Frau:
    „Wer böse ist, wird nach dem Tod ein Teufel und wer brav ist, wird nach dem Tod ein Engel. Das ist wahr! Drei von meinen Freunden haben das gesagt.“ Meine Frau, Mauro und Jana hatten ein spannendes und direktes Gespräch über Teufel und Engel. Sie freuen sich nun an beiden…
    Doch schrecklich dumm, wenn Eltern Ihren Kindern noch im 21. Jahrhundert mit dem Teufel drohen. Sogar in der Erziehung wird der arme Teufel missbraucht!

    Michael am 13. März 2008 um 11:20 Uhr

  2. […] Ja, seit genau 110 Jahren (Sigmund Freud). Danke Tagi! Du betätigst dich einmal mehr als Pionier der Aufklärung. […]

    2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Die gewöhnliche Presseschau am 14. Februar 2009 um 11:26 Uhr

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