Bundesratswahlen: Blocher wird Mitglied der CVP

von 2b am 12. Dezember 2007

Blocher wird Mitglied der CVP. Ja, was soll er denn sonst tun? Als Sprengkandidat gegen Schwaller innerhalb der CVP… In der Minderheit stehend muss man sich halt nach der Decke strecken…

Im Ernst:

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit kurz vor Blochers Wahl in den Bundesrat. Blocher hätte alles getan, um ins Zentrum der Macht zu gelangen. Die absolute Macht im eigenen Unternehmen ist nichts im Vergleich zur (wen möglich absoluten) politischen Macht. Eine Million Menschen sagen, dass sie einen mögen. Das ist ein so hohes Mass an Sicherheit, dass niemand merken wird, wie schlecht man sich selber findet. Dazu gibt es nichts Vergleichbares.

Erst als Blocher drin war im Bundesrat und merkte, dass dieser ein schwaches Gremium war, das seinen Manipulationen nichts entgegen zu setzen hatte, begann wieder sein altes Spiel (s.u.). Und natürlich der nächste angestrebte Schritt: Die absolute Macht.

Nun, die ist in der Schweiz so einfach nicht zu erhalten. Und dafür hat Blocher nun einen ersten Tritt gegen das Schienbein gekriegt. Daran wird er mit jeder Garantie persönlich sehr beissen. Es wäre möglich, dass er nun abrutschen würde in die Vergessenheit – ein befreiendes Szenario.
Aber das Land Schweiz wird ihn wohl auf irgendeine Weise im Sattel halten. Und er wird sich erholen und schliesslich das alte Spiel so gut es eben geht, wieder aufnehmen. Vielleicht schon heute.

Für die kleinen Buben der SVP sind die Ereignisse der letzten Wochen (Ständeratsniederlagen von zwei ihrer wichtigsten Exponenten und nun Blochers Niederlage) nach den triumphalen Wahlen im Herbst herbe Niederlagen. Und hinter deren Geschrei und Drohen steckt nur Luft.
Es sei denn, eben: Wir halten sie aus lauter Angst vor dem bellenden Hund (die beissen eben bekanntlich nicht!) an der Macht.

Der Grund für das prognostizierte an sich selber Beissen Blochers ist folgender: Da die innere Verunsicherung dieser Leute sich mit zunehmender Macht nicht um ein Yota verringert, ist jede Infragestellung – egal auf welchem Niveau – sofort wieder eine Bedrohung: Dass es nun doch offenbar werde, wie beschissen… wir wissen es unterdessen.
Daher hört das unbedingte Streben nach Macht auch niemals auf. Inneres Wachstum ist ausgeschlossen, so lange das Machtspiel funktioniert. Stets wird daher jeder geforderte Preis bezahlt, im Rahmen der Illusion, der nächste Schritt würde noch grössere Sicherheit verleihen.

Ich sage es: Schiesst diesen Leuten einfach vor den Bug und sie werden zu Lämmern. Und vor allem: Glaubt ihren in der Niederlage sofort braven Beteuerungen nicht und gebt ihnen keine neue Chance. Aber in der Matrix – und ganz besonders in der konfliktscheuenden Schweiz – ist das ein frommer Wunsch. Ich weiss.

Die Abwahl von Blocher war auch ein bisschen ein politischer Entscheid.
Die SVP als Ganzes ist ja das Gegenteil einer demokratischen Partei: manipulativ, diktatorisch, lügnerisch. Die Mehrheit von Basis und Vertretern jener Partei würde – wären da nicht diese verdammten demokratischen Spielregeln – sofort einer Diktatur zustimmen.
Es geht diesen Menschen um 2 Dinge:

  1. Kontrolle
  2. das Bestreben, die eigene persönliche Lebensfeindlichkeit politisch abzusichern.

Kurz: Um möglichst totale (totalitäre) Sicherheit gegen Blosslegung der totalen inneren Unsicherheit.

Gegen diesen totalitären Anspruch hat sich nun eine Mehrheit politisch gewehrt.

Hauptsächlich aber sind es menschliche Regungen, die dazu führten, sich Blocher vom Leib halten zu wollen.
Und da offenbart der politische Entscheid eine starke aber auch eine schwache Seite.

Ich orte vor allem 3 Regungen, die die schliessliche Abwahl von Blocher beeinflussten.

  1. Die schwache Seite ist die Angst der schweizerischen Majorité vor Auseinandersetzungen; dieses beständige Stören der mit sonst allen Mitteln angestrebten Harmonie, für das Blocher steht. Hinter diesem Streben nach Harmonie um jeden Preis stecken dieselben Motive, wie bei den Kontrolle-um-jeden-Preis-Freaks: Unsicherheit, das Empfinden, unwert zu sein. Aber die eingesetzten Mittel, um die Bedrohung des äusseren Bildes der Tüchtigkeit und somit berechtigten Zugehörigkeit zu verschleiern und die vermeintliche innere ‚Tatsache‘ offenbar werden zu sehen, sind verschieden.
    • Im einen Fall, wo das nackte innere Nichts droht, mit jedem Mittel: Gewalt, Betrug, Manipulation.
    • Im andern Fall, wo ethische Regeln das Schlimmste in der Kindheit verhüteten: Rechtschaffenheit, Kompromisse, demonstrative Selbstausbeutung.

    Hier können wir froh sein, dass die SVP, im Gegensatz zu ihren auch diesbezüglich kategorisch manipulativen Behauptungen, nicht das Schweizer Volk vertritt, sondern 30%; und davon sind lange nicht alle auf dem Zürcher Kurs, der die obigen Qualitäten in extremis vertritt.

  2. Die starke Seite ist die, dass Blocher wie niemand sonst in diesem Land den eigenen Traum nach erfolgreichem nacktem Machtstreben verkörpert. Manche Menschen – und das ist etwas vom Besten dieser Schweiz! – wehren sich gegen solches Gebaren instinktiv. Sie spüren, dass das ungut ist und Wichtiges dabei verloren geht. Das hat nun endlich seinen Ausdruck gefunden. Sogar bei der neu erstarkten CVP – ich meine nicht politisch, sondern mental erstarkt!
  3. Schliesslich ist ein ähnlich instinktives Sich-Wehren gegen die chronische Lüge und die Manipulationsversuche zu orten. Jeder Mensch, der erstens nicht selber im selben Wasser fährt oder vor biederer Angst gelähmt ist, ahnt zumindest die Schweinerei. Und dagegen gab es nun einen Aufstand von Profis, die gelernt haben, sich zu getrauen. Und zudem selber belehrt wurden durch den lebensfeindlichen Menschen verachtenden Kurs der SVP, der auch in deren Kommunikation seinen Niederschlag findet: Dagegen halten! Endlich!
Im übrigen gelten natürlich auch alle andern in den Medien breit erörterten Gründe…
Meine Aufgabe ist es ja, das zu sagen, das sonst keine Erwähnung findet.

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