Demokratie existiert nicht

von 2b am 11. Juli 2011

Hiermit setze ich die Reihe über Demokratie fort. Siehe auch am Schluss des Artikels.

Kurz und bündig:

Man kann von der Demokratie halten, was man will, Demokratie existiert nicht.
Demokratie hat es in der neueren Menschengeschichte nie gegeben. Und Demokratie wird es wahrscheinlich auch nie geben.

Die Veränderungen, die geschehen müssten, um Demokratie herzustellen, sind derart umfassend und tiefgreifend, dass die Wahrscheinlichkeit, dass diese je stattfinden mehr als gering ist.

Um nur ein klitzekleines Beispiel zu nennen. In einer echten Demokratie wird der gesellschaftliche Reichtum nicht nur gemeinsam erworben, sondern auch auf die ganze Gemeinschaft verteilt, jeweils gemäss dem individuellen Beitrag zur tatsächlichen Förderung des Menschseins. Niemand besitzt einen Lebensstandard auf Kosten eines oder einer anderen. – Damit würden wir sogar einen kleinen Unterschied zu üblichen Tiersystemen machen – uns geradezu auszeichnen. Wow!

Das was wir gemeinhin als Demokratie bezeichnen – und uns gern selbst damit feiern! –, ist hingegen lediglich ein Politspiel (in der Regel sogar bloss eine Politposse). Ein Politspiel, wo bei jenen, die in der holden Demokratie tatsächlich bestimmen (eben: demokratisch … sic!), die dem kleinen Mann (und mittlerweile auch der kleinen Frau) so teuren politischen Inhalte lediglich und ausschliesslich Werkzeuge für deren Machterhaltung sind. Das Volk – mithin das demokratische Subjekt – lässt sich noch so gern für dumm verkaufen. Es liebt die Illusion, im eigenen Land etwas zu sagen zu haben. Ganz besonders die Schwachen und Kleinen. Eine komplette Wahl- und Stimmverweigerung wäre demgegenüber tausend mal wirksamer. Wetten!?

Als Beispiel für das Zutreffen dieser Aussage möge das mittlerweile globale und auch den Demokratien inhärente Wirtschaftssystem – der Kapitalismus – dienen. Der Kapitalismus war nie demokratisch und wird nie demokratisch sein. Das ist für den Kapitalismus eine Existenzfrage. Demokratisch kann der Kapitalismus gar nicht funktionieren.

Kurz:

Das globale Wirtschaftssystem, der Kapitalismus, ist mit der Demokratie unvereinbar: inkompatibel!

Es ist wirklich beeindruckend, wie erfolgreich die Interessengemeinschaft Politik/Wirtschaft diesen Totalwiderspruch bis heute vertuscht. Niemand will das wahrhaben, niemand spricht darüber. Sogar die – von Politik und Wirtschaft abhängige – Wissenschaft hilft eifrig mit. Weder existieren Bücher darüber, noch Medienbeiträge. Sehr beeindruckend, wirklich sehr beeindruckend! Das gilt übrigens selbstverständlich auch für die Linke. Sie hat ganz andere Fantasien, was den Kapitalismus betrifft.

Der Anspruch, den Kapitalismus zu überwinden ist genau so lächerlich, wie die entsprechenden historischen Versuche.

Der Kapitalismus kann ausschliesslich von selbst verschwinden, sich einfach allmählich in Nichts auflösen. Dann, wenn lebenskompetente Menschen seine genuine Lebensfeindlichkeit durchschauen – darunter die Axiome Markt und Konkurrenz – und diese als irrelevant, ja, kontradiktionär für jede Entwicklung vorwärts hinter sich lassen. So, wie wir das eben weltweit, ganz ohne Revolution, mit der Vorstellung machen, echte Demokratie – der die kommunistischen Ideologen schon bedeutend näher kamen – könnte von aussen organisiert, wenn nötig aufoktroyiert werden. Aus der heutigen Sicht lachhaft und dumm, jedoch im Kontext des damals historisch vorhandenen Bewusstseins verständlich.
Doch, dass eine ähnliche Implosion auch mit dem Kapitalismus geschieht, ist, genauso wie die Entwicklung zu echter Demokratie, etwa so wahrscheinlich wie die These, dass wir nicht tierische, sondern göttliche Wesen seien. Wir sind wieder bei rot, wie oben.

Sämtliche «Demokratien» dieser Erde, die zumindest pro forma ein entsprechendes System installiert haben, frönen dem Kapitalismus. Das heisst, sie pflegen den inhärenten Widerspruch, als ob es den nicht gäbe. Die Heirat zwischen den kleinkarierten, egoistischen, lebensdummen, ja, akkut menschenverachtenden Interessen vor allem der mächtigsten Wirtschaftsführer (plus ein paar -innen) – womit ich kein Problem habe, denn merke: Nur dank diesen Charaktereigenschaften kann der Kapitalismus überhaupt funktionieren! – und den machthungrigen Schwächlingen, die wir gemeinhin PolitikerInnen nennen (Ausnahmen dürfen sich zu Recht auf die Schulter klopfen; ihnen gehört die Macht!), hat sich durch die Jahrhunderte bewährt, wie sonst kein soziales System seit und inklusive der Antike. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die implodierenden Alternativsysteme weltweit mit dem schleichenden Verlust der Politmacht ohne zu zögern auf den Kapitalismus setzen. Prominentestes Beispiel ist natürlich China.

Gehen wir also gelassen dazu über, heiter zu ertragen, dass die Kräfte der Matrix zwar laufend korrodieren, jedoch keineswegs erodieren.

Das gemeinsame Interesse fast aller Beteiligten, die Illusion zu verteidigen, ist exakt so gross wie die Angst vor der Wahrheit und vor den Veränderungen, die diese erschreckende Begegnung automatisch mit sich bringt; allen voran Image- (vor allem das Selbstbild ist gemeint!) und Machtverlust.

Genauso funktioniert übrigens – und natürlich! – Primäres lernen.

Damit ergibt sich der Grad der Wahrscheinlichkeit von selbst, dass wir Menschen dereinst zu echter Demokratie reifen.

Erst dann aber – erst dann! – kommt die Frage fruchtbar auf den Tisch, wie erstrebenswert Demokratie überhaupt sei, als System, das die menschliche Gattung in eine erfolgreiche Zukunft führen kann.

Auch dafür ein klitzekleines Beispiel. Was eine Demokratie nicht automatisch leistet: Die FührerInnen einer postdemokratischen Gesellschaft sorgen mit allererster Priorität und unbeugsamer Durchschlagskraft dafür, dass jede Entwicklung, ja, jeder einzelne Fortschritt konsequent in den Dienst des tatsächlichen Wohls der Mitglieder der Gattung gestellt wird. – Das ist notabene das ungefähre Gegenteil dessen, was wir heute tun. Dank der immanenten Regeln des Kapitalismus (s.o.) und der Impotenz der PolitikerInnen spielen diese Fragen absolut keine Rolle. Entsprechend geht die Entwicklung exakt und logisch in die entgegengesetzte Richtung. Geschickt verbrämt natürlich durch „Tand, Tand von Menschenhand …,“ der als unser Wohl fördernd ausgegeben wird. Markt ist Werbung. Darin sind die Kapitalisten wirklich gut.

Meine persönlichen Zweifel am Erreichen dieser paradiesischen menschlichen Verfassung – na ja, eigentlich bloss vernünftig und normal! – seien, gleichsam als historische, jedoch ganz und gar unbedeutende Geste, bereits einmal deponiert.
Individuen ja, kleine Sozietäten ja – aber eine ganze Gesellschaft? Die Gattung? Pah!

Im übrigen verweise ich auf meine hier bereits publizierten Artikel zum Thema Demokratie (Stichwort).

Keine Kommentare »

Noch keine Kommentare.

Hinterlasse einen Kommentar