Ein bisschen Herz – ein bisschen Religion

von 2b am 3. September 2006

Meine Söhne schenkten mir zum Geburtstag eine CD von Katie Melua: «Wir dachten, ihre Musik gefällt dir. Uns gefällt sie auch.» Denen gefällt diese Musik? Sie, die sonst fast nur Rock, der Jüngere gar vor allem die wildeste und härteste Gangart hören. Letzterer mit seinem Schlagzeug auch spielt?

Klar doch. Ich schreibe auch nicht bloss Hardrock. Hier also ein alter, zartschmelzender Schinken (über einjährig). Über Religion habe ich mich an dieser Stelle, glaub ich, noch nicht geäussert. Hatte wohl Schiss vor diesem heissen schwarz-weissen Thema.

Hier also mein versprochenes Sonntagsgebet:

Reifung des Herzens

Wenn das Herz reift und sich allmählich dem Sein des Körpers angleicht.
Wenn schliesslich beide ganz erwachsen sind. Der Geist bloss noch jenem folgen will, was wirklich nützt und weiterführt.

Dann finde ich Frieden mit meiner Endlichkeit.
Ich setze mein ganzes Sein auf das Leben, das ich jetzt habe.
Das Besonders-Sein als Mensch, und dadurch Abgetrennte, verliert seinen Reiz.
In der Fülle meines persönlichen Lebens wächst die Pflicht. Sie ordnet sich über als Ausdruck der Einbettung in den Schoss der Gattung.

Gott verliert sich aus meinem Leben. Ganz unspektakulär und selbstverständlich. Da bleibt kein Raum mehr für ein Dafür oder ein Dagegen. Gott hat sich einfach verflüchtigt.
Da, wo vorher Gott war, liegt für eine Weile noch eine Brache, kreuz und quer versetzt – ja, verseucht – mit Ängsten.
Ängsten, die tief in meinem Herzen sitzen und sich durch nichts, als durch ebenso tiefe Reifung lösen wollen.

Erst wenn die Erde unter mir mich sicher trägt.
Wenn sie meine Ängste allmählich in ihre ursprünglichen Bestandteile zersetzt hat – die nun für neuen Nutzen verfügbar sind.
Erst dann wird die Brache frei, um neu bebaut zu werden.
Und schliesslich gesunde Frucht zu bringen.

2 Kommentare »

  1. echt stark.
    und trotzdem witzig.

    Siegfried und Gerlinde Bader am 3. September 2006 um 12:00 Uhr

  2. […] ‘Reifung des Herzens‘. Comments (0) […]

    2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Gott – Religion: Die poetische Fassung am 12. August 2010 um 10:57 Uhr

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